VIDEOEX

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Experimental Film & Video Festival Zürich

Experimental Film and Video Festival Zürich
 

Futurismo - Energie und Verwegenheit

Mittwoch, 28. Mai 2014, 18.30h, Festivalkino Cinema Z3

Der Futurismus huldigte den Film als vollkommene Kunstform - seine Schnelligkeit und Dynamik verkörperten die Ideale der Künstlerbewegung. Der Futurismus ist die Maschine, das Labor experimenteller Formen und Praktiken, an denen sich die gesamte italienische Moderne orientiert hat. Der Körper verliert den im Stummfilm eroberten zentralen Platz und zersplittert, die Maschine wählt das Auge als privilegiertes Instrument des freien Ausdrucks.

Es ist kostbar, heute über den futuristischen Film zu sprechen, da nur ein Paar Filme bleiben. Ausser «Thais» von Anton Giulio Bragaglia und «Velocità» von Pippo Oriani lassen sich die Entwicklungen des futuristischen Films nur noch in theoretischen Texten nachverfolgen. Das VIDEOEX zeigt neben den beiden erhaltenen «echt» futuristischen Filmen ausgewählte Filme aus derselben Zeit, welche sich zum kontrastierenden Vergleich aber auch zum Ziehen von Parallelen anbieten.


091. Amor Pedestre

Marcel Fabre alias Robinet, IT 1914, 35mm, 05:30

In dieser raffinierten Parodie des typischen 19.-Jahrhundert-Melodramas erzählt Fabres Alter Ego das Liebesdrama sozusagen fusshoch. Ausgangspunkt ist die übliche Dreiecksgeschichte: Ein Mann umwirbt eine Frau, ihr Ehemann fordert ihn zum Duell – und alles, was wir sehen, sind ihre Unterschenkel und Füsse. Nicht eigentlich ein futuristischer Film, entstand dieser Kurzfilm aus der humoristischen Serie Robinet doch aus demselben avantgardistischen Esprit – ein Jahr darauf verwendete Filippo Tommaso Marinetti dieselbe Technik für seinen Film Le Basi.

Marcel Fabre started his career as a circus clown. Later he acted in or directed many short comedies and silent films. Together with the French comedian André Deed alias Cretinetti and the former Italian circus clown Ferdinand Guillaume alias Polidor he shot several films in which the three jokers acted as acrobatic as awkward.


092. Thaïs o Perfido incanto

Anton Giulio Bragaglia, IT 1917, 35mm, 35:00

Thaïs oder Perfido incanto ist einer der wenigen tatsächlich erhaltenen futuristischen Filme Italiens. Basierend auf dem Roman von Anatole France war er von grosser Bedeutung für die Wahrnehmungsveränderung, die der Futurismus mit sich brachte. Der Maler Enrico Prampolini schuf die Kulissen der Gräfinnenvilla mit geometrisch-hypnotischen Formen und Gebilden, starken Schwarzweiss-Kontrasten und Symbolen. Die Filmfiguren und die Malereien interagieren – es entsteht eine Welt der Illusionen, wo echtes und gemaltes Objekt, Realität und Fiktion, Tiefenwirkung und Tiefe nicht mehr unterscheidbar sind.

The Rome-based theatre director, set designer, and cinematographer Anton Giulio Bragaglia was one of the co-founders of Italian Futurism. While his colleagues Balla, Boccioni and Russolo were experimenting how to represent movement in painting, Bragaglia tried to capture the dynamism of movement though photography and later developed the theory of “fotodinamismo”.


093. Velocità

Pippo Oriani, Tina Cordero & Guido Martina, IT 1931-33, 35mm, 18:10

Pippo Oriani schuf diesen Film 1931–1933 mit den futuristischen Dichter_innen Tina Cordero und Guido Martina. Der Film gehört zu den radikaleren filmischen Versuchen der Avantgarde der späten 1920er. Er funktioniert komplett ohne Narration und bringt die Geschichte eines Paares allein durch die visionäre Choreografie von Alltagsobjekten hervor: verliebte tanzende Tassen, sich bewegende Streichhölzer, das Ballett einer Gliederpuppe. Eine lange Einstellung filmischer “Aeoropittura“ (futuristischer Luftmalerei) zeigt Orianis Atelier und eines seiner heute verlorenen Gemälde. Der Film wurde international gezeigt.

Pippo Oriani was an Italian visual artist, who was very engaged in the promotion of a revolution of taste. Through the contact to eminent representatives of Italian Futurism like Prampolini he could enter the doors of scenography and Avant-garde movies.


094. Il ventre della città

Francesco Di Cocco, IT 1933, 35mm, 12:00

Eine “kulinarische Reise“ von der Viehweide zum Schlachthaus. Eine Geschichte ohne Begleitkommentar über die Produktion und Distribution von Nahrungsmitteln in Rom: die Herstellung von Eis, die Traubenernte, Melkszenen, Mehltransporte, Brot- und Pastaproduktion, der Gemüsemarkt. Das ist der Bauch der Stadt, die von verschiedenen Nahrungsketten am Leben gehalten wird. Die Szenen im Schlachthaus wurden mit einer versteckten Kamera gefilmt.

The Roman-born Francesco Di Cocco made his debut in the Italian Futurism in the Twenties working manly as a painter and visual artist. During his frequent stays in Paris and New York in the Thirties he began to experiment with the medium of film, producing a series of documentaries for the Italian film company Cines.


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